Kräftige Korrekturen prägen den Berliner Grundstücksmarkt in den ersten sechs Monaten dieses Jahres. Sowohl die Zahl als auch die Preise von verkauften Immobilien gaben nach. So brach der Geldumsatz beim Handel mit Bürohäusern in der Hauptstadt um 70 Prozent ein im Vergleich zum Vorjahr. Um mehr als ein Drittel sank die Zahl der verkauften Wohn- und Geschäftshäuser. Veröffentlich hat diese Zahlen der Gutachterausschuss für Grundstückswerte.
Eindeutiger Verlierer im ersten Halbjahr sind die Wohn- und Geschäftshäuser, die typischen Berliner Mietkasernen wie es auch heißt. Hier korrigierte der Gutachterausschuss den mittleren Kaufpreis um elf Prozent nach unten.
Überraschend sank auch die Zahl der verkauften Eigentumswohnungen um ein Fünftel gegenüber dem vorangegangenen Halbjahr. Am Angebot kann das nicht liegen: Internetvermittler wie Immoscout melden, dass die Zahl der zum Kauf angebotenen Eigentumswohnungen zuletzt kräftig stieg. Gut möglich, dass sich Kaufinteressenten zurückhalten wegen ihrer ungewissen Einkünfte und Job-Perspektiven infolge der Pandemie.
Keinen Einfluss hat das alles auf die Wohnungspreise, im Gegenteil: Der Gutachterausschuss errechnete ein Plus von sechs Prozent im Durchschnitt. Gemessen an den vergangenen Jahren ist das wenig. Aber dieser Trend dürfte verlässlich sein, angesichts von rund 6500 verkauften Wohnungen in den ersten sechs Monaten des Jahres.
Hat also Corona oder die Einführung des Mietendeckels den Immobilienmarkt in seinen Grundfesten erschüttert? "Die Leute sind verunsichert und halten sich seit Einführung des Mietendeckels mit dem Kauf von Renditeobjekten zurück", sagt Reiner Rössler, Chefgutachter des Gutachterausschusses für Grundstückswerte.
Hinzu komme, dass in manchen Fällen wohl auch Preise verlangt würden, "die der Markt nicht hergibt". Aber die im Ausschuss einlaufenden (noch nicht veröffentlichten) Verkaufszahlen aus dem dritten Quartal lassen derzeit nicht auf eine weitere Zuspitzung der Lage in diesem Jahr schließen.
Quelle: Tagesspiegel Berlin, 27.10.2020